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Im Frühjahr (1988)

DAS OVO

eine Collage aus Ovo Maltines Video-Collection

"Es kommt nicht darauf an,
WIE sich eine Tunte bewegt,
sondern WAS sie bewegt."
(Ovo Maltine)

{Titel} Ovos Geburtstag 1988

{Das sind} Linas Schuhe, und es ist auch Linas Rock. Es ist Dorothees Kette und Ilses Strümpfe.

{Titel} BeV-Mode Offline 1988

{Titel} Petra-Mode SchwuZ 1988

{Titel} BeV-Mode Offline 1989


NARZISS UND ECHO (1988/89)


Drei Damen: Prösterchen, Prösterchen, ...


Heartfield (1990/91)


off-Frau: Dada ist da und wird immer da sein. Hier und da. Kunst ist tot, dafür ist Dada da.

off-Ovo: Dada, Dada, Dada ist überhaupt nicht verständlich, ich sag’s Euch.

Ovo: Dada ist überall. Dada ist hier bei mir, Dada ist hier bei Dir, Dada ist in Deinen Ohren, Deinen Händen, Deiner Jacke.

off-Ovo: Überall ist alles voll mit Dada.


PLÖTZLICH UND UNERWARTET (1992/93)


Trauerredner: Aber auch ein kurzes Leben muß mal enden. In solchen Momenten fragen wir nach - Sinn, -: wieso, weshalb, warum? Der Kreislauf des Lebens fordert seinen Tribut.


{Tafel} Ein Weib soll nicht Mannsgewand tragen,...

{Tafel} ...und ein Mann soll nicht Weiberkleider antun.


{Titel} TOLLE FRAUEN - DIESE MÄNNER (1994)

off-Tima: Ich begrüße Sie recht herzlich hier heute abend zu ‘Dick aufgetragen - alte Schrippen unter sich’.

Ovo: Sie würden vielleicht jetzt glauben, Sie seien in einer Travestieshow. - Dem ist nicht so! Wir sind homosexuelle Männer im Kleid, folglich sind wir Tunten, folglich dürfen wir Sie ganz herzlich begrüßen zu einer kleinen Tuntenshow!
Als kleine Einführung wollen wir Euch mal kurz zeigen, was denn eine Tunte eigentlich auszeichnet.
Voila, une femme!


{Tafel} Liebe - Sünde (1994)


Matthias Frings: Der Schwule. Die Tunte. Das Klischee.

{Lied} Cindy, oh Cindy...

Alle: Tuntentag!

Sprecher: Die Tunte von heute wird für ihre Auftritte schlecht bis sauschlecht bezahlt. Nebeneinkünfte durch Putzen und Tresendienste stehen auf der Tagesordnung. Lobenswerter umso mehr, daß unsere Damen sich in ihrer Freizeit für Aids-Selbsthilfeprojekte wie HIV e.V. einsetzen, ein Pflegeverein für Aids-Kranke. Und sich für Aids-Benefize die Stöckel abwetzen, während sich der Normal-Homo sich im Fitness-Studio langweilt.


NEUROSIA (1994)


Ichgola: Ist offen! Kommen Sie rein!
Alle: Tuntentag, Frau Gansmann-Seipel.
Ichgola: Nehmen Sie Platz!
Bev: Oder ein Plätzchen?
Desiree Nick: Nene, - Tach!


{Tafel} anders-rum (1994)


Ovo: Ja Guten Tag, meine Damen und Herren. Wir haben ein Lied über den HIV-Virus geschrieben.

BeV: Und mit einer wunderbaren Choreografie aus gängigen Tunten-hand-bewegungen.

{Lied} Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür.

off-David Wilms: Du weißt seit zwei Jahren, daß Du HIV-positiv bist. Was hat sich seitdem bei Dir verändert?

Ovo: Ich bin nachdenklicher geworden, und habe -seitdem ich eben selber weiß, daß ich HIV-positiv bin- das Thema Aids neu zu hinterfragen begonnen. Und hab mir Gedanken drüber gemacht, wie eigentlich auch die Chancen von Aids sind. Und ich denke, da gibt es durchaus welche. Die z.B. eben so sind, daß man eben auch Pflegestandards neu überdenken muß, unser Gesundheitssystem neu überdenken muß.

Ovo: Wir haben das in New York gelernt, daß es notwendig ist, wirklich an die Leute ‘ranzugehen, an die Masse ‘ranzugehen. Und es ist -meiner Meinung nach- unbedingt notwendig, den Leuten begreiflich zu machen, daß Aids kein Problem von Schwulen ist, sondern ein Problem, das die ganze Welt angeht. Und die ganze Welt bewegt sich im öffentlichen Nahverkehr!

Ovo: Ja Guten Tag meine Damen und Herren. Wenn ich Sie mal kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten darf. Ich möchte Ihnen gerne Adele vorstellen.


{Tafel} tip-TV (1995)


Sprecherin: Ovo Maltine macht sich fertig, noch 30 Minuten bis zum Auftritt, dann muß die Maske sitzen. Auf der Bühne zu stehen, das ist für ihn und seinen Partner Bev StroganoV das Größte. Das schrille Tuntenpärchen ist bekannt im Berliner Nachtleben. Schon längst spielen sie nicht mehr nur für die Schwulenszene. Ovo und BeV wollen ein größeres Publikum erreichen. Und tatsächlich: im Roten Salon der Volksbühne trifft man an diesem Abend vorwiegend kulturbefließene Heteros.

Sprecherin: ...das Berliner Lighthaus!

{Lied} Was wird sein in sieben Jahren?! Läßt Du mich nicht allein?! Wirst Du dann noch wie heut’ bei mir sein?!

Sprecherin: Berlin und Brandenburg brauchen mehr als nur 1 Aids-Hospiz!


{Tafel} AIDS - SIDA ARTE-TV (1996)


Sabine Christiansen: Zu dieser zweiten Runde sind neue Gäste hinzugekommen. Es soll ein wenig jetzt um das Thema ‘Betreuung und Pflege’ gehen, und ich begrüße erstmal Ovo Maltine, hier aus Berlin. Betreuung im weitesten Sinne, und da setzt Du Dich ja als Künstler in Berlin und privat sehr stark für ein Hospiz-Projekt ein.

Ovo: ‘Lighthouse’, das ist englisch, das heißt ‘Leuchtturm’, und das versteht sich auch so. Die Seefahrer haben sich orientiert an so einem Leuchtturm, genauso sollte sich eben auch die deutsche Gesundheitsfürsorge orientieren an dem Gedankengut, das letzten Endes dahintersteht. Weil es wird ja offensichtlich, daß eben ‘Bedarfsdeckungslücken’ -nennt man das- vorhanden sind. Die können wir mit so einem Projekt selbstverständlich nicht decken. Wir können aber darauf hinweisen, daß es eben eine Spitze von einem Eisberg, der sichtbar ist, gibt. Und das sind eben die Leute, die obdachlos sind und keine Familie, keine Freunde haben, die sollen auf jeden Fall schon mal eine menschenwürdige Pflege haben.


{Tafel} Querstraße (1997)


Wibke Bruns: Am kommenden Samstag, dem 17.5., wird in den Räumen der Akademie der Künste eine Ausstellung eröffnet, die sich nicht zufällig dieses Datum ausgesucht hat. 17.5. lehnt sich an an den berüchtigten Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches, der Homosexualität unter schwere Strafe stellt.

Sprecher: ...von einer gewissen Ovo Maltine.

off-Ovo: Bitte gehen Sie durch den Innenhof, und dann gehen Sie so durch die Ausstellung und dann landen Sie wieder unten. Und bitte keine Getränke...

Ovo: ...keine Zigaretten, keine Fotos, und es wird nicht in die Ecke gepißt!

{Titel} 100 Jahre Schwulenbewegung (1997)

{Titel} Tima-Mode Akademie der Künste 1997

Ovo: Ja meine Damen und Herren, das war HOMO 2000, das Rahmenprogramm in der Akademie der Künste zur Ausstellung 100 Jahre Schwulenbewegung. Sie haben heute hier sehr viel Bewegung gesehen, und auch die eigenartige Kombination von Bewegung und Mode, Bewegung und Kleid.


{Tafel} HANS MEISER (1997)


Hans Meiser: Also er sieht zwar so nicht aus, heißt aber so: hier ist Ovo Maltine, herzlich willkommen, aus Berlin.

Ovo: Halli-hallo, liebe Menschheit.

Hans Meiser: Du sagst, Du wärst eine ‘Kabarett-Tunte’, was ist das denn?

Ovo: Tunten, das sind schwule Männer im Kleid, wobei das nicht unbedingt ein Frauenkleid ist -in dem Moment, weil Tunten haben ja keine Titten und deshalb braucht man auch keinen Abnäher...

Hans Meiser: Falls Sie diese Begriffe nicht verstehen, rufen Sie bitte die Hotline an: 031314x - die Redaktion wird Ihnen alles erklären. Ja, weiter!

Ovo: Seitdem ich weiß, daß eine israelische Transe den Grand Prix gewinnen kann, glaube ich an Wunder und glaube auch daran, daß Deutschland mich braucht...!

{Titel} Wahl 98

Ovo: ...weil es mangelt an Kreativität. Abgesehen davon ist das nicht eine Sache, die ich mir jetzt gestern erst ausgedacht hätte. Vielmehr hab ich in den letzten 10 Jahren bereits mich politisch betätigt, weil ich bezeichne mich als Tunte!

Sprecher: Schminken für ein großes Ziel: Ovo Maltine kandidiert im Herbst für den Bundestag. Auf der Parade wirbt er unter Gleichgesinnten für Wählerstimmen.
Für den Wahlerfolg leistet der Kandidat dann auch vollen, körperlichen Einsatz.

Ovo: Das Kreisgehen ist die Choreografie. Eine Tunte präsentiert sich natürlich mit Choreografie, und das war ein Element davon, wir werden im Laufe des Tages heute noch mehr Elemente haben.

Sprecher: Ovo Maltine - sicher der schrägste Politiker in Deutschland!

Ovo: So steh ich da und sage: ich vertrete alle Geschlechts-Unidentischen, Cross-dressers, Trans-Genders, Gender-Benders, Kesse Väter, undsoweiter.

off-Moderator: Das war jetzt etwas ganz Spezielles.

Ovo: Darüberhinaus allerdings betone ich auch immer wieder, daß Schwulsein bei weitem nicht meine einzige Eigenschaft ist. Ich bin außerdem noch Rheinländerin, Sozialhilfe-Empfängerin, HIV-Positive, ich wohne seit 11 Jahren in Schöneberg, und -äh- ich rede gerne. Also Schwulsein ist nicht abendfüllend für mich, und ist auch nicht der einzige Grund, weshalb ich in die Politik gehen würde.

{Titel} Tunten lügen nicht (2001/2002)

Ovo: Und jetzt wo ich die Sache mit der Mauer im Sack habe, denk ich mir, ja machen wir die Sache in Bonn mal ein bißchen weiter. und bringen denen mal ein bißchen bei, wie sie sich denn so zu verhalten haben, wenn sie hier in Berlin sind.

off-Ovo: Die hatten Angst vor mir.

Ovo: Der Ströbele hat wirklich gedacht, ich würde ihm die 3000 Stimmen, die er noch braucht zum Wahlsieg, würde ich ihm ausgerechnet wegnehmen.

Ovo: Das Ovo kriegt in Bonn ‘nen Posten / denn wir wählen Christoph Josten

Ovo: Ich stand dafür daß die Leute sich doch bitte mal die Mühe machen und zur Wahl gehen.

off-Ovo: Ja da kann ich doch als Wähler lieber her und wähle eine Ovo Maltine. Vor allen Dingen wo also jede Stimme für mich immer noch die bessere ist, als gar nicht wählen zu gehen.

Rosa von Praunheim: Nun hast Du aber nur 523 Stimmen bekommen

Ovo: Das ist doch viel! Das ist doch mehr als Einwohner in meinem Geburtsort sind. In meinem Geburtsort hätte ich damit 100 % und wäre Bürgermeister!

off-Ovo: Und wir wohnten aber so ein bißchen außerhalb. Und wir hatten eine große Familie, 6 Kinder, ich bin das sechste Kind. Das genügte mir, ich war überhaupt nicht neugierig.

Ovo: Ich wollte nirgendwo hin. Ich war bei Muttern, und das reichte mir.

Ovo: So bin ich hier in Berlin angekommen. Hatte damals Rastalocken gehabt. Ich hab auch noch eine übrig davon. So schön, mit noch einer kleinen Schiller-Löcklichkkeit dran. Das macht sehr viel Freude.

{Titel} Ovo Maltine 2003 (Studentenfilm)

Interviewer: Hattest Du seit der Infizierung noch sexuellen Kontakt zu anderen Männern?

Ovo: Selbstverständlich! Was denkst Du denn?!

Ovo: Ich will einen Mann haben, und ein Haus, einen Garten...

Ovo: Achso! Ich hätte gerne in der Nähe von Berlin einen reizenden Mann mit einem Haus und mit Garten. Vielleicht auch mit Hund.

Ovo: Das ist ja ein Familiengrab und das finde ich ja gerade das Schöne daran, oder das Tröstliche, daß es mir die Perspektive eröffnet, daß ich auch über den Tod hinaus meine Wahlfamilie habe und dadurch auch eine gewisse Geborgenheit hier in der großen Stadt. Und auch ein gewisses Netz, was mich auffängt. Dafür steht das alles. Also ich geh hier nicht alleine rein, und das finde ich auch sehr gut so.

{Titel} Goldmund Lounge (1.Dez.2000)

{Titel} Ovo liest aus Narziß und Goldmund

Ovo: “Ach - Und hatte dieses ganze Leben doch nur dann einen Sinn, wenn Beides sich erringen ließ’, wenn das Leben nicht durch dies dürre ‘Entweder-Oder’ gespalten war.
Schaffen, ohne dafür den Preis des Lebens zu bezahlen.
Leben, ohne doch auf den Adel des Schöpfertums zu verzichten.
War denn das nicht möglich?!”
Man weiß es nicht, man rätselt noch!
Soviel zu Hermann Hesse.

Drei Damen: Prösterchen, Prösterchen, ...


"Es kommt nicht darauf an,
wie sich eine Tunte bewegt,
sondern was sie bewegt."
(Ovo Maltine)


für Ovo (1966-2005)



Filmausschnitte:

TV-Mitschnitte:

{Nachspann}